Hofbieber leuchtet jetzt in bernsteinfarbenem LED-Licht – für mehr Energieeinsparung und Artenschutz
Die Gemeinde Hofbieber stellt derzeit schrittweise ihre Straßenbeleuchtung auf moderne LED-Technik mit warmem bernsteinfarbenem Licht um. Damit folgt sie den Empfehlungen des Sternenparks Rhön und schließt sich den Vorreiterkommunen Poppenhausen, Rasdorf und Petersberg an, die bereits auf besonders insektenschonende Lichtfarben mit 2200 Kelvin gesetzt haben.
Bis Ende 2026 soll die Umrüstung in der Klimakommune Hofbieber vollständig abgeschlossen sein. Rund 40 Jahre alte Leuchten werden durch moderne Systeme ersetzt, die ihr Licht gezielt dorthin lenken, wo es gebraucht wird – nach unten auf die Straßen und Wege. „Dadurch wirken die Bereiche zwischen den Masten zunächst weniger ausgeleuchtet, das ist ungewohnt“, erklärt Bürgermeister Markus Röder. „Doch das neue Licht reduziert die störende Streuung, spart Energie und sorgt für eine angenehm warme Atmosphäre. Es ist ein Schritt hin zu einer gesünderen, nachhaltigeren Nacht für Mensch und Natur.“
Förderung durch Bund und Land als wichtiger Impuls
Ein wesentlicher Anstoß für die Umrüstung waren die attraktiven Förderprogramme von Bund und Land. Sie unterstützen Kommunen dabei, ihre Straßenbeleuchtung energieeffizienter und umweltfreundlicher zu gestalten. Für die ersten 271 modernisierten Leuchten entstanden Kosten von 167.186,74 €. Dank einer Förderung von jeweils 25 % durch das Land Hessen und den Bund musste die Gemeinde nur die Hälfte der Investition selbst tragen – ein entscheidender Schritt, um das Projekt zügig realisieren zu können.
Für die Förderung sind jedoch klare Auflagen einzuhalten: Pro Leuchte musste eine Energieeinsparung von mindestens 50 %, teilweise sogar bis zu 70 %, nachgewiesen werden. „Durch die deutlich geringeren Stromverbräuche amortisiert sich die
Investition bereits nach 4,7 Jahren“, erklärt Martin Reinhard, Fachbereichsleiter Bauen der Gemeinde Hofbieber. Eine weitere Voraussetzung war eine vorherige Energieberatung durch die HessenEnergie – ein Prozess, den die Klimakommune Hofbieber bereits frühzeitig angestoßen hatte.
Der Gemeindevorstand fasste im Sommer 2025 den entsprechenden Umrüstungsbeschluss; seither schreitet das Projekt planmäßig voran. Als Nächstes sollen nun auch die verbleibenden 172 Leuchten modernisiert werden. Hierfür bereitet die Gemeinde einen weiteren Förderantrag vor, damit bald alle Bereiche von der energiesparenden, gesunden und naturschonenden Beleuchtung profitieren.
Bessere Lichtnutzung, mehr Sternenhimmel
Die neue Lichttechnik arbeitet mit vollabgeschirmten Leuchten und mit einer Farbtemperatur von 2200 Kelvin, was dem warmen bernsteinfarbenem Licht ähnlich den nun abgelösten Natriumdampfleuchten entspricht bei gleichzeitig besserer Farbwiedergabe. Damit sind nicht nur die schädlichen Blauanteile drastisch reduziert, die z.B. Igel, Fledermäuse und Insekten belasten, sondern die gute Abschirmung verhindert unnötige Abstrahlungen in die Außenbereiche und Schutzgebiete. Auch für Anwohnerinnen und Anwohner bringt dies Vorteile: weniger Licht im Schlafzimmer, weniger Belastung in den Gärten und klarere Sicht auf den Sternenhimmel. „Wir laden unsere Bürgerinnen und Bürger ein, sich auf das neue Lichtbild einzulassen und die positiven Effekte zu entdecken“, sagt Bürgermeister Röder.
Hintergrund: Warum weniger nächtliches Kunstlicht mehr ist
Nächtliches Kunstlicht im Freien ist seit 1993 als schädliche Umwelteinwirkung im Bundesimmissionsschutzgesetzes erfasst, mit Grenzwerten für Anwohner. Durch die Novelle des Bundesnaturschutzgesetzes 2021 hat die Reduzierung der Lichtimmission zusätzlich an Bedeutung gewonnen – insbesondere, weil viele Insektenarten, darunter 95 % aller Schmetterlinge, nachtaktiv sind. Sie spielen eine zentrale Rolle als Bestäuber und als Nahrungsquelle für Fledermäuse, Vögel und Igel.
Sabine Frank, Sternenparkbeauftragte beim Landkreis Fulda, betont: „Hofbieber setzt mit dieser Umrüstung ein vorbildliches Zeichen für den nächtlichen Artenschutz und die Nachthimmelqualität. Der Großteil der heimischen Tierarten ist dämmerungs- und nachtaktiv, darunter auch viele streng geschützte Arten. Jede Gemeinde, die ihre Beleuchtung umstellt und reduziert, trägt aktiv zur Verringerung der Lichtverschmutzung bei – und macht die Faszination des Sternenhimmels, für die viele Besucher in unserer Region und für die Einheimischen, noch besser erlebbar.“
Sternenfreundliche Gemeinde Hofbieber
Die Gemeinde Hofbieber engagiert sich bereits seit Jahren im Sternenpark Rhön. Sternenführungen, Beobachtungspunkte mit Sternenliegen und der Hofbieberer Sternen-Lehrpfad laden dazu ein, den Nachthimmel bewusst zu erleben. Auch der Zeltplatz am Stellberg bei Kleinsassen wird derzeit zu einer sternenfreundlichen Unterkunft umgestaltet – mit gezielter Beleuchtung, die die Dunkelheit bewahrt und gleichzeitig Sicherheit bietet.
„Die Nacht ist schön – man muss sie sich nur zum Freund machen“, sagt Melanie van den Bergh, Tourismusbeauftragte der Gemeinde Hofbieber. „Ein stimmiges Zusammenspiel von Natur, Licht und Baukultur sind dabei nicht nur für unsere Bürgerinnen und Bürger wichtig, sondern auch für Gäste, die Authentizität und Ruhe suchen. Wenn das Gesamtbild stimmt, stärkt das den Tourismus und damit auch das positive Image unserer Gemeinde.“
Appell an Bürgerinnen & Bürger und Unternehmen
Jede und jeder kann einen Beitrag zum Schutz unserer Nachthimmelqualität leisten!
Achten Sie rund ums Haus und im Unternehmen – darauf, dass die notwendige Beleuchtung nur nach unten leuchtet, warme Lichtfarben verwendet werden und bei Nichtnutzung ausbleiben. So helfen Sie mit, Energie zu sparen, Igel, Fledermaus, Insekten und Co. zu schützen und den Sternenhimmel als touristischen Mehrwert zu unterstützen. Die IHK-Fulda verleiht das Prädikat #lichtbewusstsein an Unternehmen, die ihre Außenbeleuchtung optimieren.
Informieren Sie sich über Ihre Möglichkeiten bei folgenden Beratungsstellen:
- Prädikat #lichtbewusstsein für Unternehmen in der Region Fulda
IHK-Fulda, Anke Adomeit
Telefon: +49 (0)661 / 284 65
E-Mail:
- Rund ums Haus:
Sabine Frank, Sternenpark-Beauftragte Landkreis Fulda
E-Mail:
Infobox: Warum bernsteinfarbenes Licht besser ist
- 2200 Kelvin: warmes, insektenschonendes LED-Licht mit wenig Blauanteil
- 50 % Leistungsabsenkung in der Nacht spart Energie und Kosten
- Keine zusätzlichen Lichtpunkte – gezieltes, bedarfsorientiertes Licht
- Weniger Lichtimmissionen: mehr natürliche Dunkelheit, gesünderer Schlaf, besserer Sternenhimmel, Schutz der Außenbereiche
Bild: Aufnahme Ortseingang Elters von Steens kommend. Im Vordergrund noch eine alte Kofferleuchte – dahinter die umgerüsteten Leuchten. Deutlich zu sehen ist, dass das Licht nun gezielt auf die Straßenfläche gelenkt wird.
Fotograf: Christian Hillenbrand